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Natur- und Landschaftsschutz / Landschaftsrahmenplan (LRP) als einheitliches naturschutzfachliches Planwerk

4.1.13.  Karte 12a Boden/Biotisches Lebensraumpotential (Auszug)

Grafik

  Unversiegelte Flächen mit natürlich gewachsenem Boden aber auch anthropogene Böden bilden den Lebensraum einer artenreichen Bodenlebewelt, über die jedoch keine räumlich differenzierten Erkenntnisse vorliegen. Darüber hinaus besitzen sie eine Bedeutung hinsichtlich ihrer Funktion als Standort bzw. potentieller Standort für gefährdete Biotope oder Biotope mit einer hohen Bedeutung als Lebensraum gefährdeter Pflanzen- und Tierarten.

Die Grundlage für die Bewertung der biotischen Lebensraumfunktion bildet das Standortpotential, das die Böden aufweisen. Da nur eine unzureichende Kenntnis über den Umfang von anthropogenen Veränderungen einzelner Bodeneigenschaften natürlicher Böden besteht, wird von den natürlichen Bodeneigenschaften ausgegangen. Solche Veränderungen ergeben sich beispielsweise durch die Drainage auf den Wasserhaushalt oder durch die Gülleausbringung und atmospärischen Stickstoffeintrag auf den Nährstoffhaushalt. Bekannte Vorbelastungen sind der Karte 23 des Landschaftsrahmenplanes zu entnehmen und müssen bei Renaturierungsmaßnahmen auf diesen Flächen berücksichtigt werden.

Ein Vergleich der Bodengesellschaften und des Vorkommens bedeutsamer Bereiche für den Arten- und Biotopschutz zeigt, dass vorwiegend Böden extremer Standorte eine große Bedeutung besitzen. Dazu zählen besonders trockene Böden, solche mit stau- oder grundwasserbestimmtem Bodenfeuchteregime sowie fIachgründige, nährstoffarme Standorte. Darüber hinaus wird die Häufigkeit der Leitbodenformen im Naturraum berücksichtigt. Dieses Kriterium kann jedoch nur begrenzt Anwendung finden, da nur großflächig auftretende singuläre Bodenformen in der Bodennomenklatur berücksichtigt werden. Aufgrund der Bildung von heterogenen BodenformengeseIlschaften, die durch Leitbodenformen charakterisiert werden, sind seltene und/oder kleinflächig ausgebildete Böden in der Karte nicht verzeichnet.

Bei der Beurteilung des biotischen Lebensraumpotentials muss auch der Versiegelungsgrad betrachtet werden, da dieser die Bodenfunktion größerer Flächen bestimmt. Der VersiegeIungsgrad wurde anhand von Luftbildern ermittelt. Danach erfolgte eine visuelle Einschätzung von gleichartigen oder ähnlichen Bebauungsstrukturen, die durch Straßenzüge voneinander getrennt werden oder sich durch scharfe Grenzen von anderen Nutzungsstrukturen abheben. Die Bebauungsstrukturen wurden folgenden vier Gruppen zugeordnet:

- Versiegelung bis zu 40 %,
- Versiegelung 40 % bis 60 %,
- Versiegelung 60 % bis 80 %,
- Versiegelung über 80 %.

Des Weiteren wird in der analogen Karte 12a des Landschaftsrahmenplanes auch auf die auf GrundwasserneubiIdung eingegangen. Die Grundwasserneubildungsrate wird in mm/a angegeben. Die Werte müssen als langjährige Mittelwerte angesehen werden, die saisonal und auch von Jahr zu Jahr stark schwanken können. Während im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) die Feldkapazität des Bodens häufig überschritten wird, und damit eine Sickerwasserbewegung zum Grundwasser einsetzt, ist dieser Vorgang im hydrologischen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) seltener zu beobachten. Das zugrunde gelegte Berechnungsmodell "RASTER" (Rastergröße 5OO m x 5OO m) ermittelt das potentielle Wasserdargebot (Niederschlag minus reale Verdunstung).

Dabei wird die reale Verdunstung unter Berücksichtigung von Bodeneigenschaften, der Nutzung, des Grundwasserflurabstandes und der potentiellen Verdunstung berechnet. Es wird allerdings von einem vernachlässigbaren Oberflächenabfluss ausgegangen.

Die geringste Grundwasserneubildungsrate weisen die stark versiegelten Siedlungsbereiche mit hohen Verdunstungsraten und Oberflächenabflüssen auf. Aber auch in den Aue- und Niederungsbereichen von Saale und Reide sind die Grundwasserneubildungsraten niedrig, da sie als Transit- und Zehrgebiete wirken, weil hier der Grundwasserzufluss aus anderen Gebieten erfolgt und auf Grund der relativ feuchten/nassen Standortbedingungen hohe Verdunstungsraten auftreten. Ebenfalls geringe Grundwasserneubildungsraten besitzen die flachgründigen Böden im Bereich der Saalehänge.

Insbesondere im Bereich der Sandlöß-Ackerebenen des Stadtgebietes treten die höchsten Grundwasserneubildungsraten mit Werten größer als 125 mm/a auf. Sie stellen damit ökologisch nicht zu unterschätzende Gebiete dar. Allerdings muss auf Grund der großflächigen Bebauung in den letzten Jahren mit einer Verringerung der Grundwasserneubildung gerechnet werden.

Im überregionalen Vergleich ist die Stadt Halle (Saale) zu den Gebieten mit einer geringen Grundwasserneubildungsrate (Mangelgebiet, Zehrgebiet) zu zählen. Deshalb sollten alle Handlungen zur weiteren Störung und Minderung der Grundwasserneubildungsprozesse unterbleiben.

Kartengrundlage: OECOCART und CUI mbH im Auftrag der Stadt Halle (Saale), Umweltamt Maßstab der Originalkarten: 1:50.000, Digitalisierung: Stadt Halle (Saale), Umweltamt


letzte Änderung: 12.10.2010

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